Samstag, 28. September 2019

Auf dem Land in Kastilien


Bei unserer Ankunft in Ampudia fanden wir rege Spanier beim Aufbau von Marktständen vor. Für ein 600 Seelen Dorf viel Action, dachten wir. Auf Nachfrage in der Bar hörten wir, dass das jährliche Patronatsfest am WE stattfindet. Die Patronin ist die Jungfrau von A., dessen Namen uns schon bei der Übernachtung beim Kloster begegnet war. Spontan etntschieden wir, zu bleiben. Nach kurzer Suche im Dorf ergatterten wir noch ein freies Zimmer. Mit genügend Zeit schlenderten wir durch den Ort und informierten uns bei einer Führung durchs Castillo (Burg) über die Geschichte.
Die Party im Ort startete - wie fast alles hier in Spanien - spät am Abend. Als wir in der Nacht schon schlummerten, hielten uns die Jugendlichen des Ortes lautstark wach, nach reichlich Alkoholkonsum, vermuten wir. Die Sorge um unsere Fahrräder, die an der Straße an einer Laterne festgekettet waren, erwies sich glücklicherweise als unbegründet.
Heute genossen wir eine ruhige Fahrt über Stille Landstraßen. 37 km bis zur ersten Pause - außer einem Umspannwerk, Windrädern und Solaranlagen auf freiem Feld bekamen wir nur Landschaft zu sehen. Spanien ist sehr dünn besiedelt, das Verkehrsaufkommen gering. Oft begegnen wir auf den kleinen Straßen nur alle 10 Minuten mal einem Fahrzeug.
Angekommen in Tordesilla nahmen wir den obligatorischen Cafe und ein Bier auf dem Plaza Mayor. Am 17. September fand die traditionelle Stierhatz - ähnlich der in Pamplona - statt. Grässlich, ich bin froh so etwas nicht zu erleben. Es hängt noch ein Transparent auf dem Platz.
Die frühe Ankunft macht ein Chillen in der Hängematte möglich. Wir haben groß eingekauft und schlemmen gleich mit Wein und frischen Leckereien 😎. Ach, das Leben kann so schön sein!








Donnerstag, 26. September 2019

Kastilien

Ui, da habe ich doch tagelang nichts geschrieben 😲! Das spricht für sich ..
Inzwischen haben wir in Burgos pausiert, Christianes Geburtstag dort gefeiert und sind weiter dem Pilgerweg gefolgt. Das Gewimmel von Pilgern auf Schritt und Tritt beginnt uns etwas viel zu werden, überholen wir als Radfahrer doch etliche. Ein täglich hundertfaches 'Buen Camino' ist zu viel des Guten. Der Vorteil des Jakobswegs ist, in kurzen Abständen auf Cafes, Bars, Albuergues, Restaurants und Lebensmittelläden zu stoßen. Wann immer gewünscht, können wir Cafe Solo oder Cerveza genießen. Über Burgos, eine Hochburg für Pilger, sage ich nicht viel; eine tolle Stadt mit einigen Sehenswürdigkeiten, allseits bekannt. Das anthropologische Museum (Antepuercas ist unweit) ließen wir uns nicht entgehen.
Hinter Burgos Richtung Westen mussten wir etliche Kilometer 'losen Untergrund' über uns ergehen lassen (der Verlauf des Eurovelo 1 folgt dem Pilgerweg), bevor wir uns einen eigenen Weg im Straßennetz suchten.
Heute verabschieden wir uns von den Pilgern und sonstigen Touristen und fahren 'frei Schnauze' auf Landstraßen durch die Dörfer. Cafes sind seltener anzutreffen, dafür sind sie authentischer und garantiert touristenfrei. Die Aufmerksamkeit und Blicke der Spanier bezeugen das 😀.
Das Befahren der Straße macht Spaß, weil wir gut vorankommen und nur wenig Verkehr herrscht. Wir haben Gelegenheit in die Landschaft zu schauen, nebeneinander zu fahren und werden oft von Auto-, Rad- sowie LKW-Fahrern gegrüßt, was sicher auch mit der spanischen Flagge am Fahrrad zu tun hat. Nach der Pause in Palencia heute fahren wir weiter "cross country" und suchen uns für die Nacht einen Platz. Eine Nachfrage in einem Zisterzienserkloster ermöglicht uns das Zelten auf dem Klostergelände - als Atheist ein besonderes Erlebnis (!?). Las Hermanas, die Schwestern, haben es erlaubt.
Campingplätze sind dünn gesäht, insbesondere in den Gegenden ohne Tourismus.

Ich bin noch ein paar Antworten schuldig. @Ulrike: Unsere Körper sind nicht 'geschunden! Es ist nicht außergewöhnlich anstrengend, wenn ich die Bergetappe mal außen vor lasse. Christiane bestätigt das.
@Frank: Nee, das macht kein 'Aua' , wenn wir morgens aufs Rad steigen. Es tut nix weh, sonst würden wir sicher keine 3000 km fahren. Die ersten zwei Wochen waren Eingewöhnung, danach haben wir keine Hosen mit Polster mehr benutzt.

PS: Nichts gegen die Pilger. Fast alle sind freundliche, aufgeschlossene Menschen. Ich möchte trotz allem fast von einer 'Pilgerindustrie' sprechen, da sich die meisten das Gepäck fahren lassen und auch sonst sehr gut versorgt sind.














Sonntag, 22. September 2019

La Rioja

Nach den Bergen des Baskenlandes mit der "autonomischen Gemeinschaft" Navarra, was etwa den Bundesländern entspricht, rollen wir in Rioja ein, dem für den Wein bekannten Gebiet. Eine Bodega bietet tatsächlich an einer Zapfstelle kostenlos Wein für Pilger und Touristen an. Eine Tagestour weiter in Logroño erwartet uns eine Überraschung: der Camping fast ausgebucht? Laute Musik in der Stadt? Das landesweit bekannte Fest zu Ehren des hl. Matteo beginnt, zu dem aus jedem Gebiet die ersten Weintrauben geerntet und der erste Most dem Heiligen gewidmet wird.
Statt des erwarteten Weinfests finden wir allerdings ein Party-chaos vor. Menschenmassen trinken und feiern, hinterlassen Müllberge. Zum Glück finden wir noch die Plätze und Gassen, in denen es Freude an Musik, Stimmung und Tapas und nicht nur der Alkohol im Vordergrund stehen. Feiern können sie, die Spanier.
Unser Zeltnachbar ist Markus aus dem Allgäu, der sich auf eine Trekkingtour auf einem 'Grande Randone' GR begibt. Ein nette Gespräch ergibt sich. Nachts rauschen bei nicht enden wollenden Gewittern Wassermengen vom Himmel. Zum Glück waren wir vorbereitet, die Zeltausrichtung sorgfältig gewählt, wir bleiben in unserem 'Zuhause trocken.

Die Strecken bieten wunderschöne Aussichten und Abfahrten, aber eben auch schweißtreibende Anstiege. Wir kürzen die Tagesetappen und kehren häufiger ein. Hier gibt es glücklicherweise in jedem Ort Bars oder Cafes, ein Stück Tortilla de Patatas ist meist für 1,50 € zu haben.
Pilgerscharen begegnen uns immer dann, wenn der 'Camino' unseren Weg kreuzt. Herbergen für selbige an jeder Ecke. Leider sind die Campingplätze dünn gesägt und meist nicht auf Zelte ausgerichtet. Bungalows oder Stellplätze für Wohnmobile prägen das Bild. Für Zelte gibts nur wenige Parzellen. Dafür hat jeder Camping einen kleinen Supermercado und Restaurant.
Ein Chilltag gibt mir die Zeit, mal wieder etwas zu schreiben. Ich liege neben dem Zelt in der Hängematte, mit Jacke, fallende Blätter kündigen den Herbst an.










Mittwoch, 18. September 2019

Pamplona


Ein Tag zum Bummeln, Einkaufen und ToDo's in Pamplona. Ein Fahrradladen (Mundoraintxe) war so genial nett, mir das Werkzeug zur Verfügung zu stellen, um die Bremsen an Christianes Rad einzustellen. Selten uneigennützige Menschen, die sogar ein Trinkgeld ablehnten. Wir brachten ein Paket mit Dingen, die wir nicht mehr benötigen, mit der Post auf den Weg in die Heimat. Es ist warm hier, überwiegend trocken, das Tarp ist nicht mehr so von Nutzen. Für die kommenden Strecken mit etlichen Steigungen kommt uns eine Erleichterung des Gepäcks sehr zupass.
Pamplona wirkt auf mich wie eine entspannte, moderne Stadt mit sehr vielen Bars, Cafes, Restaurants und den weltbekannten Gassen. Bekannt durch die Stierhatz, die hier, ebenso wie die 'Camino' Pilger sowie die Pilgerherbergen, allgegenwärtig ist. Leider können Sie sich hier nicht von der Tierquälerei lösen.

Der Wechsel von Frankreich nach Spanien kommt mit einem Mentalitätswechsel daher, der überraschend plötzlich sowie deutlich ausfällt. In Francia ist alles gemächlich, in der Boulangerie wird ausgiebig parliert, trotz langer Warteschlangen. Alles ist gemächlich entspannt. Hier in España wird laut und schnell gesprochen, es geht rapido zur Sache, zack zack. Wenn ich nicht sofort in Spanisch antworten sondern noch im Kopf einen Satz bilden möchte, wird sofort ins Englische geswitched, weil es schneller geht. Trotz allem freundliche, offene Menschen. Besonders in den Dörfern wie z.B. in Eugi, wo wir innerhalb von 90 Min. Gespräche mit einigen Dörflern führten. Niemand störte sich daran, dass wir unsere Sachen incl. Zelt + Schlafsack mitten im Dorf zum Trocknen auslegten.
Die Preise sind ebenfalls anders. Cafe Solo gibt's für 1,50€, ein Caña Bier (0,4 l) für 2 ~ 2,50 €. In Francia kostete ein Bier der gleichen Menge das Doppelte. Mit dem Essen in den Restaurants ist es ähnlich.
Wir genießen den Tag in Pamplona ausgiebig ... und freuen uns schon auf den morgigen Tag außerhalb der Großstadt.






Dienstag, 17. September 2019

Auf in die Berge des Baskenlandes

Wir verabschieden uns mit
Schwimmen in der Brandung von Donastia und starten in die Berge des Baskenlandes. Wir fahren über Irun nach Sunbilla, am nächsten Tag weiter die Passstraße hoch (12 km Rampe nur Steigung). Dort genießen wir die Aussicht in der Abenddämmerung gemeinsam mit Schafen und Pferden, die hier im Sommer frei leben und wie die Kühe Glocken tragen 😃. Nachdem uns ein Baske versichert, wir könnten problemlos wild campen, suchen wir uns einen Platz im Wald, am Bach zwischen Farnwedel. Sogar ein Lagerfeuer wärmt uns 😎⛺🔥.
Es gäbe so viel zu  erzählen! Jetzt ist allerdings gerade Erleben und Genießen an der Reihe. Als nächstes peilen wir Pamplona an 😊. Liebe Grüße an alle 👋
Statt Brombeeren pflücken wir nun Feigen als Pausensnack.
















Zelt trocknen in der Morgensonne in Eugi. Die Quelle ist besonders gesund, meint ein alter Dorfbewohner.